
Katholische Aktion fordert mehr Menschenwürde in Asylpolitik
Anlässlich des Weltflüchtlingstages (20. Juni) hat die Katholische Aktion Österreich (KAÖ) einmal mehr eine menschenrechtskonforme Flüchtlingspolitik gefordert, "die die Würde jedes einzelnen Menschen achtet". Das Aufschnüren der Europäischen Menschenrechtskonvention (EMRK) sei "keine Option, um die aktuellen Herausforderungen in der Asylpolitik zu meistern", betonte die KAÖ-Führungsspitze aus Ferdinand Kaineder, Katharina Renner und Thomas Immervoll am Dienstag. Der Auftrag von Christinnen und Christen sei es, "in jedem Menschen das Antlitz Jesu zu sehen". Dieser christliche Weg führe in eine gerechte und friedliche Zukunft, "auch wenn dies mühsamer ist, als einfach die Grenzbalken hochzuziehen", so Kaineder.
Mit Verweis auf die Abschiebepolitik von Vizepräsident James David Vance in den USA insistierte die KAÖ, dass es "keine Rangordnung für Nächstenliebe" gebe. In einem TV-Interview mit Fox News Ende Jänner erklärte der amerikanische Katholik unter Bezugnahme auf eine Gedankenfolge des mittelalterlichen Theologen Thomas von Aquin: "Man liebt zuerst seine Familie, dann seine Nachbarn, dann seine Gemeinschaft, dann die Mitbürger im eigenen Land - und erst danach kann man sich um den Rest der Welt kümmern." Papst Franziskus, der damals noch als Kardinal eingesetzte Robert Francis Prevost, und andere Kirchenvertreter verurteilten diese Aussage scharf. "JD Vance liegt falsch: Jesus fordert uns nicht auf, unsere Liebe zu anderen zu bewerten", erklärte der heutige Papst Leo XIV. damals auf X.
Renner erinnerte Christinnen und Christen in der Zivilgesellschaft mit kritischen Fragen an ihren Auftrag in der Migrationsdebatte: "Sind wir diejenigen, die laut widersprechen, wenn Menschen, die neu in Österreich sind, zu Sündenböcken für soziale Probleme gemacht werden? Wo stehen wir auf und sagen: 'Das ist nicht christlich!'?"
Kritik am Stopp der Familienzusammenführung
Einmal mehr kritisierte die KAÖ auch das Aussetzen der Familienzusammenführung durch die Bundesregierung. Sie sei "die einzige legale Möglichkeit für schutzsuchende Kinder und deren Eltern, nach einer Flucht wieder als Familie zusammenzuleben". Der Menschenrechts-Stopp habe "gefährliche Nebenwirkungen", wie Renner darlegte: "Wenn die reguläre Familienzusammenführung nicht mehr möglich ist, besteht die Gefahr, dass sich Frauen mit ihren Kindern aus Flüchtlingslagern in anderen Ländern eigenständig auf den gefährlichen Weg machen, um zu ihrem Partner und dem Vater ihrer Kinder zu kommen." Die KAÖ appellierte daher an die Bundesregierung, die "Pausetaste" für die Familienzusammenführung "unverzüglich wieder auszuschalten und den Weg einer Asylpolitik der Menschenwürde einzuschlagen".
Quelle: kathpress