
"Nachdenkliches Berichten": Erwachsenenbildung verlieh Fernsehpreise
In Wien sind am Montagabend die 57. Fernsehpreise der Erwachsenenbildung sowie der Axel-Corti-Preis 2025 verliehen worden. Die Auszeichnungen wurden von der Konferenz der Erwachsenenbildung Österreichs (KEBÖ) vergeben und würdigen TV-Produktionen, die in besonderer Weise zur Erwachsenenbildung und demokratischen Kultur beitragen. Die Verleihung fand im ORF RadioKulturhaus statt.
Die Eröffnung der Veranstaltung übernahm der derzeitige KEBÖ-Vorsitzende Bernd Wachter, Bundesgeschäftsführer des Forums Katholischer Erwachsenenbildung, der in seiner Ansprache auch auf aktuelle gesellschaftliche Ereignisse einging. Angesichts des Amoklaufs in Graz rief Wachter zu einer Schweigeminute auf und betonte die Bedeutung qualitätsvoller Medienberichterstattung.
"Gerade im Blick auf die zahlreichen Gedenkveranstaltungen wurde einmal mehr deutlich, wie wichtig eine redaktionell verantwortete und nachdenkliche Fernsehberichterstattung ist - jenseits von hastiger Oberflächlichkeit und stereotypen Zuschreibungen", sagte Wachter. Er erinnerte zudem an die lange Geschichte des Preises, der nun schon fast sechs Jahrzehnte "die Entwicklung des Fernsehens in Österreich begleitet und reflektiert" habe.
Axel-Corti-Preis an Maria Hofstätter
Der Axel-Corti-Preis, der für herausragende mediale Beiträge zur Erwachsenenbildung vergeben wird, ging in diesem Jahr an die Schauspielerin Maria Hofstätter. Die Jury würdigte Hofstätters gesellschaftliches Engagement und ihre kontinuierliche Mitarbeit in Bildungsprojekten, darunter auch direkt in der Erwachsenenbildung.
In ihrer Dankesrede unterstrich Hofstätter den Wert des lebenslangen Lernens: "Solange man am Leben ist, ist Lernen möglich - und immer von Nutzen." Sie schloss mit einem Appell an die demokratische Verantwortung: "Bildung ist eine der besten Absicherungen für unsere Demokratie. Wir dürfen das Ziel, eine demokratische Bildungsgesellschaft zu bleiben, nicht aus den Augen verlieren."
Preise in fünf Kategorien vergeben
In der Kategorie "Literatur, Kultur, Kunst" wurde das multimediale Projekt "Literatur to go", konzipiert von Beate Thalberg und redaktionell betreut von Ursula Schirlbauer, ausgezeichnet. Die auf 3sat ausgestrahlte Reihe bringt klassische und zeitgenössische Literatur durch kurze Videoclips und Radiobeiträge einem breiten Publikum näher.
In der Kategorie "Ökonomische, demokratische und politische Bildung" erhielt die Dokumentation "Annehmkinder - die Kinder, die zu viel waren" von Gabi Kerschbaumer (ORF 2) den Preis. Der Film beleuchtet das Schicksal von Kindern, die von ihren leiblichen Eltern abgegeben wurden - ein Beitrag zur Aufarbeitung eines kaum bekannten Kapitels österreichischer Sozialgeschichte.
Für herausragende Wissenschaftsvermittlung wurde "Bildung für Alle - Die Geschichte der Österreichischen Volkshochschulen" (ORF III) prämiert. Die Dokumentation von Stefan Nicolini zeichnet die Entwicklung der VHS-Bewegung von ihren Anfängen bis heute nach und würdigt deren Beitrag zur demokratischen Bildung.
Globalisierte Konsumgesellschaft In der Kategorie "Nachhaltigkeit und Zukunftskompetenzen" wurde die Produktion "Ich kaufe, also bin ich - Kann es guten Konsum geben?" (3sat) von Heidi Neuburger-Dumancic ausgezeichnet. Der Film beleuchtet kritisch die Mechanismen der globalisierten Konsumgesellschaft und fragt, ob nachhaltiger Konsum möglich ist. Mit Stimmen aus Wissenschaft, Beratung und Aktivismus zeigt die Produktion Wege zu einem bewussteren Umgang mit Ressourcen auf.
Den Preis in der Kategorie "Menschenrechte und Gesellschaft" erhielt die "Universum History"-Dokumentation "Aufstand im Bordell - Frauenhandel um 1900", produziert von Caroline Haidacher (Sendungsverantwortung) und Stefan Ludwig (Drehbuch und Regie). Die Koproduktion mit NDR, ARTE und Geyrhalter Film beleuchtet anhand realer Gerichtsakten den Frauenhandel im Fin de Siècle - mit Schauplätzen von Wien über Hamburg bis Buenos Aires.
Neuer KEBÖ-Vorsitz im Herbst
Jurysprecher und Moderator John Evers, Generalsekretär des Verbands Österreichischer Volkshochschulen (VÖV), wird im Herbst 2025 den Vorsitz der KEBÖ übernehmen. Derzeit liegt dieser beim Forum Katholischer Erwachsenenbildung, das den Beitrag der katholischen Kirche zur Erwachsenenbildung in Österreich koordiniert.
Der Fernsehpreis der Erwachsenenbildung wird seit 1967 vergeben. Getragen wird er von zehn großen Bildungseinrichtungen Österreichs, darunter die Volkshochschulen, das Forum Katholischer Erwachsenenbildung, das Wirtschaftsförderungsinstitut (WIFI), die Gewerkschaftliche Bildung, die Bildungshäuser Österreichs sowie der Büchereiverband, das Berufsförderungsinstitut, das Ländliche Fortbildungsinstitut, die Bildungswerke und die Volkswirtschaftliche Gesellschaft.
Quelle: kathpress